Der SV Borussia Leer gehört seit Anfang des Jahres zu den offiziellen Unterstützer*innen der Initiative Boycott Qatar 2022 – und war somit der erste Fußballverein, der die Initiative unterstützte.
In den vergangenen Monaten wurden wir öfter gefragt, was Amateurvereine bewegen können, wenn sie diese Initiative unterstützen. Für uns ist die Sache klar: Es ist ein deutliches Zeichen – vor
allem auch an den DFB! Denn wenn ein Großteil der rund 24.000 Fußballvereine in Deutschland den DFB ebenfalls zum Verzicht an der WM aufrufen würde, dann wäre das ein Signal, das auch von
DFB-Oberen nicht zu übersehen wäre.
Heute in einem Jahr soll die WM im Katar beginnen.
Gemeinsam mit den anderen Unterstützer*innen der Initiative haben wir deshalb folgende gemeinsame Erklärung veröffentlicht:
WM in Katar? Ohne uns!
Ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 bekräftigen wir unsere Kritik am Beschluss der FIFA, das Turnier in Katar auszutragen. Diese Entscheidung war 2010 falsch, als sie gefällt wurde, und sie ist heute genauso falsch. Sie dient lediglich finanziellen Interessen, nicht dem Fußball. Mit der Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft erhofft sich Katar einen Imagegewinn mittels Sportswashing. Die FIFA dient ihr dabei als willfähriger Partner. Dieses Zusammenspiel wollen wir nicht hinnehmen. Die zwölf Monate bis zum Turnierbeginn sollen ein Jahr des Protestes werden. In Veranstaltungen, eigenen Fußballturnieren, Bannern, Choreografien und anderen Aktionen werden wir die Situation in Katar thematisieren und die Politik der FIFA kritisieren. Wir werden uns dem Spektakel, das dem Fußball die Seele raubt, verweigern. Gründe gibt es genug. Die politischen und sozialen Verhältnisse in Katar widersprechen eklatant den Grundsätzen der Menschenrechte, wie sie von der UNO formuliert und von der FIFA übernommen wurden. Die Hoffnung, dass sich diese Verhältnisse mit zunehmenden internationalen sportlichen Kontakten verbessern, hat sich nicht substanziell erfüllt. Das politische System ist autoritär, ein Parlament mit gesetzgeberischen Befugnissen existiert nicht, Parteien sind verboten. Meinungs- und Religionsfreiheit sind stark eingeschränkt, Frauen bleiben benachteiligt, Homosexualität wird weiterhin verfolgt. Die Pressefreiheit ist nach dem Urteil von Reporter ohne Grenzen in den vergangenen Jahren sogar weiter eingeschränkt worden. Die Situation der Millionen Arbeitsmigrant*innen hat sich ebenfalls nicht wesentlich verbessert. Die durchgeführten Arbeitsreformen greifen zu kurz und werden in vielen Bereichen gar nicht umgesetzt. Der eingeführte Mindestlohn von monatlich 230 Euro in einem der reichsten Länder der Welt ist absurd niedrig. Gewerkschaften oder ein Streikrecht existieren nicht; protestierende Arbeiter*innen wurden kriminalisiert. Es ist nicht zu erwarten, dass sich in den kommenden zwölf Monaten an diesen Verhältnissen noch etwas ändert. Das WM-Turnier 2022 in Katar bleibt ein dem Fußball unwürdiges Vorhaben.