Nicht mal mehr einen Monat bis zur Weltmeisterschaft in Katar.
Unser Standpunkt ist klar:
Der SV Borussia Leer gehört seit Anfang des Jahres 2021 offiziell der Initiative Boycott Qatar 2022 an – und war somit der erste Fußballverein, der diese Initiative unterstützt.
Wir lehnen diese WM ab. Diese Weltmeisterschaft raubt dem Fußball endgültig die Seele. Die politischen und sozialen Verhältnisse in Katar widersprechen eklatant den Grundsätzen der Menschenrechte. Das politische System ist autoritär, ein Parlament mit gesetzgeberischen Befugnissen existiert nicht, Parteien sind verboten. Meinungs- und Religionsfreiheit sind stark eingeschränkt, Frauen bleiben benachteiligt.
Homosexualität wird weiterhin verfolgt. Die Pressefreiheit ist nach Bewertung von „Reporter ohne Grenzen“ sogar weiter eingeschränkt worden. Die Situation der Millionen Arbeitsmigrant*innen hat sich ebenfalls nicht wesentlich verbessert. Die durchgeführten Arbeitsreformen greifen zu kurz und werden in vielen Bereichen gar nicht umgesetzt. Der eingeführte Mindestlohn von monatlich 230 Euro in einem der reichsten Länder der Welt ist absurd niedrig. Gewerkschaften oder ein Streikrecht existieren nicht; protestierende Arbeiter*innen wurden kriminalisiert.
Es ist eine WM auf den Gräbern von ausgebeuteten und entrechteten Arbeiter*innen, die unter unmenschlichen Umständen schuften mussten. Mindestens 6.500 Menschen sind beim Bau der WM-Stadien ums Leben gekommen – vermutlich sind es sogar 15.000 Menschen, wovon andere Quellen ausgehen.
Seit wir uns deutlich positioniert haben, wurden wir oft gefragt, was Amateurvereine bewegen können, wenn sie diese Initiative unterstützen. Für uns war und ist die Sache klar: Es ist ein deutliches Zeichen – vor allem auch an den DFB!
Denn wenn ein Großteil der rund 24.000 Fußballvereine in Deutschland den DFB ebenfalls zum Verzicht an der WM aufgerufen hätte, dann wäre das ein Signal gewesen, welches auch von DFB-Oberen nicht zu übersehen gewesen wäre. Leider müssen wir mit etwas Enttäuschung feststellen, dass den meisten Vereinen leider der Mut (oder die Überzeugung) fehlt, sich ebenfalls klar zu positionieren. Es ist eine Gleichgültigkeit, welche FIFA und Co. überhaupt erst ermöglicht, eine WM unter diesen Umständen auszurichten.
Aber wir sehen auch, dass sich viele Städte, Gemeinden und Gaststätten in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich positioniert haben und ein klares Zeichen setzen: #NichtUnsereWM
Und es werden immer mehr (siehe auch hier)!
Dieses Zeichen fordern wir auch von der Stadt Leer!
Offenbar steht immer noch im Raum, dass ein Leeraner Unternehmer auf der „Großen Bleiche“ ein Public Viewing während der WM veranstaltet, als ob nichts geschehen sei (Update 7. November: Das Public Viewing soll jetzt im Millenium Event Center stattfinden) / (Update 14. November: Das Public Viewing wird nicht stattfinden).
Dies wäre ein fatales Signal. Stattdessen kann die Stadt Leer hier mit einem deutlichen Statement ein Zeichen setzen, das überregional wahrgenommen wird und viel bessere Werbung für unsere Stadt wäre als gewinnorientierte und pietätlose Veranstaltungen es jemals sein könnten.