In Leer wurde jetzt die „Gedenkstätte Köningskamp“ enthüllt. An der Ecke Wendekamp/Olthaverstraße erinnert nun ein großer Gedenkstein an die erste größere Ansiedlung von Sinti*zze, die den Holocaust überlebt hatten und sich in Leer niedergelassen haben.
Zugleich soll der Stein Mahnung und Gedenken sein. Deshalb heißt es auf der Inschrift: „In Gedenken der im Nationalsozialismus über 500.000 ermordeten deutschen Sinti und Roma und weiteren Millionen Opfern.“ Im Rahmen der Stein-Enthüllung wiesen alle Redner*innen darauf hin, dass Sinti*zze auch in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch Diskriminierungen ausgesetzt waren – und aktuell sind. Auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Niedersachsens, Julia Hamburg, war vor Ort und sprach sogar davon, dass es „strukturelle Diskriminierung“ gegen Sinti und Roma gebe.
André Raatzsch, Leiter des Referats Dokumentation am Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, betonte in diesem Zusammenhang in seiner bewegenden Rede: „Nur wenn wir unsere Minderheiten schützen, dann schützen wir unseren Rechtsstaat.“
Zeitzeuge Johann Wagner konnte aus eigener Erinnerung von der Ansiedlung am Königskamp berichten. Die Menschen waren dort in unmittelbarer Nähe zu einer Müllkippe untergebracht. Es habe sich eher so angefühlt, als ob die Sinti*zze geduldet statt erwünscht waren – und trotzdem seien sie der Stadt Leer dankbar gewesen. „Denn viele der damaligen Menschen hatten Auschwitz und andere Konzentrationslager überlebt. Sie waren einfach einfach erst mal froh, dass die Stadt ihnen überhaupt eine dauerhafte Ansiedlung ermöglichte“, so Johann Wagner.
Auch die Geschichte des SV Borussia Leer ist mit den Sinti*zze in der Stadt Leer verknüpft. Bereits in den Gründungsjahren engagierten sich viele Menschen aus der Sinti-Gemeinschaft als Sportler und Ehrenamtliche bei Borussia – eine Tradition, die bis heute anhält. Im vergangenen Jahr veranstaltete der 1. Sinti-Verein Ostfriesland erstmals sein Kinderfest auf dem Borussia-Gelände am Bahndamm. Stellvertretend für den Vorstand des SV Borussia Leer nahm jetzt Borussias 2. Vorsitzender Mario Rauch an der Enthüllung des Gedenksteins am Königskamp teil.
Im vergangenen Jahr hatten bereits mehrere Borussia-Mitglieder gemeinsam mit dem 1. Sinti-Verein Ostfriesland auch schon das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin besucht.
Die Gedenkstätte in Leer ist in intensiver Zusammenarbeit des 1. Sinti-Vereins Ostfriesland, der Stadt Leer und der evangelisch-lutherischen Kirche Leer-Emden realisiert worden.