Ein Tag, an dem wir uns unserer Verantwortung bewusst sein sollten.
Doch nicht nur an Gedenktagen sollte uns das Geschehene eine Mahnung und Warnung sein. Denn längst sitzen Faschist*innen in Deutschland wieder in den Parlamenten. Längst sind Antisemitismus,
Rassismus, Antiziganismus, Sexismus, Nationalismus und Homophobie wieder in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Diskurs hat sich nach rechts verschoben, weil die „Brandmauern“ zu durchlässig waren. Manchmal schleichend - aber vielleicht
gerade deshalb so bedrohlich. Hinter verschlossenen Türen werden dabei schon längst wieder Deportationspläne erörtert.
Wir als SV Borussia Leer stehen bekanntlich seit vielen Jahren für einen klaren Kurs und eine deutliche Positionierung. Für uns ist klar: Keinen Millimeter nach Rechts!
Keiner aus unserer Generation hat Schuld an dem, was passiert ist. Aber wir ALLE haben Verantwortung, dass es nie wieder passiert. Lasst nicht zu, dass Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer
Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden!
Auch unsere Stadt Leer blickt auf eine jahrhundertelange jüdische Geschichte zurück, die mit den Novemberpogromen der Nazis im Jahr 1938 schlagartig endete. Die beeindruckende Synagoge an der
Heisfelder Straße brannte.
Beschämend war auch die fehlende Sensibilität mit der Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Leer. Am Standort der Synagoge wurde völlig pietätlos eine Kfz-Werkstatt und Tankstelle gebaut. Nur eine
unauffällige Gedenktafel erinnerte viele Jahrzehnte an die Synagoge und das jüdische Leben in Leer. Erst vor etwa 20 Jahren wurde mit der Errichtung der Synagogen-Gedenkstätte auf der
gegenüberliegenden Straßenseite nachgebessert.
Wir sind froh, dass es mit der Ehemaligen Jüdischen Schule Leer an der Ubbo-Emmius-Straße inzwischen eine Gedenk- und Begegnungsstätte gibt, die überragende Arbeit leistet.
Wir haben in Leer zudem die besondere Situation, dass einer der Holocaust-Überlebenden noch von den grausamen Taten der Nazis berichten kann: Der 98-jährige Albrecht Weinberg. Viele
Leeraner*innen haben in den vergangenen Jahren von ihm gelernt. Aktiv setzt er sich gegen das Vergessen und gegen Antisemitismus ein. Dabei warnt er auch im Hinblick auf die heutige
Situation: "Bei uns hat der Antisemitismus schon vor Hitler in Deutschland angefangen.“
TV-Sender phoenix hat mit Albrecht Weinberg im Rahmen der Reihe „Jahrhundertzeugen“ gesprochen. Hier könnt Ihr Euch den bewegenden Beitrag komplett anschauen:
https://www.noord360.eu/.../ostfriesischer-holocaust.../
Ans Herz gelegt sei Euch auch die Aktion #EveryNameCounts der Arolsen Archives. Es werden 30.000 Häftlingskarten aus dem KZ Stutthof online gestellt. Jede*r kann dabei unterstützen, die Karten zu
digitalisieren und somit hier am weltweit größten digitalen Denkmal für die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus mitzuwirken:
Anlässlich des heutigen Tages findet ab 15.30 Uhr auf dem Leeraner Denkmalplatz eine Gedenkveranstaltung statt.