Die Situation im Iran bewegt seit Herbst 2022 die ganze Welt. Ausgelöst durch den Tod von Jina Mahsa Amini in Teheran folgten mutige Proteste gegen das iranische Regime – vor allem auch von Frauen. Amini starb an den Folgen von Polizeigewalt, nachdem sie ihr Kopftuch angeblich nicht richtig getragen hatte.
Hier setzen die preisgekrönten Filme von Farschid Ali Zahedi an. Seine Dokumentarfilme „Zeit zum Atemholen“ und „Zeit zu kämpfen“ sind beide am Montag, 9. September, ab 19 Uhr im Clubheim des SV Borussia Leer (Bahndamm 33) zu sehen – der Filmemacher wird ebenfalls vor Ort sein und an einer anschließenden Diskussionsrunde teilnehmen. Der Eintritt ist frei (Spende erbeten). Die Veranstaltung findet Rahmen der Leeraner Themenwochen für Demokratie und Vielfalt statt, die Borussia Leer gemeinsam mit dem Kulturzentrum Zollhaus organisiert.
Die Umstände, die zu dem Film „Zeit zum Atemholen“ führten, könnten dramatischer nicht sein. Anlass für den Dreh der Doku war der tragische Tod einer jungen Iranerin. Sie wollte ein Männer-Fußballspiel besuchen, wofür ihr eine Haftstrafe drohte. Daraufhin übergoss sie sich auf offener Straße mit einer brennbaren Flüssigkeit und zündete sich an. Sie starb an ihren Verbrennungen.
Der Film zeigt nicht den Vorfall selbst, sondern die Folgen daraus. Filmemacher Farschid Ali Zahedi begleitet Frauen, die trotz der schwierigen Umstände selbstbewusst Fußball in der Sportakademie von Nationalspielerin Niloufar Ardalani spielen. Bei den „Filmmaker Life Awards“ wurde „Zeit zum Atemholen“ als bester Kurz-Dokufilm ausgezeichnet.
Preisgekrönt ist auch der Nachfolgefilm „Zeit zu kämpfen“. Die Doku wurde jüngst auf dem New York Shorts Awards Festival als Gewinner ausgezeichnet. Auch hier zeigt Zahedi die Situation der Frauen am Beispiel des Frauenfußballs auf. Spiele finden gänzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Spielerinnen dürfen nur zu Hause duschen und sind in vielen anderen Bereichen benachteiligt.
Mutige Frauen wollen etwas an diesen Zuständen ändern. Sie kämpfen für Gleichberechtigung und kritisieren schonungslos die iranischen Fußballverbände. Dies kommt bei den Funktionären und in der Politik alles andere als gut an. Die Dokumentation gibt ihnen erstmals öffentlich eine Stimme.
Farschid Ali Zahedi wurde bereits mehrfach für seine engagierten Dokus prämiert. Unter anderem gewann er im Jahr 2022 den Grenzpreis der Ems Dollart Region (EDR) für seinen Film „Rosa – eine unsichtbare Frau“, der das Leben und die Flucht einer Jüdin aus dem Rheiderland dokumentiert. 2018 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste in der Erinnerungskultur.
Das regimekritische Filmmaterial über die Fußballfrauen im Iran musste er heimlich außer Landes schleusen.
Die Vorführung der Filme im Borussia-Clubheim wird unterstützt durch LS IT & Media.
Programmablauf:
ab 18.30 Uhr: Einlass im Clubheim des SV Borussia Leer (Bahndamm 33, 26789 Leer)
19 Uhr: Vorführung der Filme „Zeit zum Atemholen" und „Zeit zu kämpfen“
ab ca. 20 Uhr: Diskussionsrunde zum Film mit Filmemacher Farschid Ali Zahedi
