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Ein Saison-Abbruch ist für viele Verantwortliche "alternativlos"

Der NFV hat nun auch formal beschlossen, dass die Fußballsaison in Niedersachsen bis zum 21. Juli 2021 verlängert wird. Dabei handelt es sich um eine „Kann-Regelung“, wenn die Saison nicht bis zum 30. Juni endet. Der Niedersächsische Fußballverband hält damit am Plan fest, die Saison 2020/21 doch noch zu einem regulären Ende zu bringen. Doch vertritt er damit wirklich die Interessen seiner Vereine?

Dass die Verantwortlichen eine Saison sportlich beenden wollen, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Doch macht das unter den aktuellen Voraussetzungen wirklich Sinn?

 

Mehrere Faktoren sorgen dafür, dass immer mehr Vereine an der Planung des NFV zweifeln. Angesichts steigender Infektionszahlen ist überhaupt nicht absehbar, wann der Spielbetrieb wieder starten kann. Der Fußballkreis Ostfriesland hofft auf einen Neustart des Spielbetriebs am 10. April - mit einer aktuellen Inzidenz von über 120,0 im Landkreis Leer kaum denkbar.

 

Doch fernab von Corona-Zahlen: Warum muss eine Saison, in der bisher kaum eine repräsentative Anzahl von Spielen absolviert wurde, auf Biegen und Brechen und vermutlich mit vielen „Englischen Wochen“ beendet werden? Warum nutzt man nicht die Chance und macht es wie die Nachbarn aus Hamburg und den Niederlanden? Dort haben sich die Verbände frühzeitig für einen Abbruch entschieden – ohne Aufsteiger und Absteiger. In der kommenden Saison geht es dort einfach so wieder los wie in dieser. Einer der Hauptgründe: Planungssicherheit für die Vereine.

Ab sofort könnten die Vorbereitungen für die neue Saison beginnen. Spieler könnten sich entscheiden, für welchen Verein sie spielen wollen. Die Klubs wüssten, in welcher Liga sie antreten. Zudem wäre gewährleistet, dass die neue Saison (wie ohne Corona gewohnt) Ende Juli beginnen könnte. Somit gibt es genügend Spielraum für eventuelle Nachholtermine. Sollte die neue Spielzeit erneut erst wieder erst Ende August/Anfang September beginnen, reicht der Spielplan direkt wieder bis in den verregneten Oktober und November oder sogar Dezember. Spielausfälle (nicht nur wegen Corona) und Termin-Not wären erneut vorprogrammiert. Ein Teufelskreis.

 

Dirk Fischer, Präsident des Hamburger Fußballverbands (HFV) sagt dazu: „Wir hoffen, dass die Saison 2021/2022 mal wieder eine ganz reguläre Saison wird. Wenn wir (wie in Niedersachsen) die Saison verlängern würden, würden wir jetzt schon entscheiden, dass auch die nächste Saison beschädigt ist, weil sie nicht regulär ablaufen kann. Die kommende Saison muss spätestens Anfang August beginnen.“

Eine Saisonverlängerung wirft darüber hinaus auch formale Fragen auf: Können wechselwillige Spieler bis zum 21. Juli für einen Verein spielen, während die üblichen Wechselmodalitäten gelten? Sie müssten sich schließlich bis zum 30. Juni bei ihrem Klub abgemeldet haben. Hier fehlen offenbar (noch) die rechtlichen Grundlagen.

 

In den vergangenen Tagen und Wochen haben sich die Verantwortlichen von Borussia Leer mit vielen Verantwortlichen von anderen Vereinen zu diesem Thema ausgetauscht. Fast keiner befürwortet, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird.

„Wie soll das gehen? Einige Spieler haben seit Oktober keinen Ball mehr am Fuß gehabt. Innerhalb von einigen Tagen sollen wir uns vorbereiten und dann direkt wieder spielen? Bei den vielen Spielen, die dann anstehen, wäre die Verletzungsgefahr sehr hoch. Wir sind keine Profiklubs. Das scheinen einige Verantwortliche manchmal zu vergessen“, antwortete ein Trainer eines Ostfrieslandklassen-Vereins auf unsere Anfrage. Auch viele Trainer und Verantwortliche anderer befragter Vereine aus Ostfriesland sehen einen Abbruch als „alternativlos“.

 

Im Kreis Cloppenburg wurde dieses Szenario auch schon offiziell von den Klubs vorgetragen. An einer Videokonferenz nahmen kürzlich 40 der 52 Cloppenburger Vereine teil. Fast alle sprachen sich für einen Abbruch aus. Die Verantwortlichen des Fußballkreises äußerten Verständnis. Nun wird geprüft, unter welchen Voraussetzungen der Spielausschuss-Vorsitzende im Kreis Cloppenburg die Saison überhaupt abbrechen dürfte.

„Nach den vielen Gesprächen der vergangenen Wochen glaube ich, dass eine Abstimmung in Ostfriesland nicht viel anders ausfallen würde als in Cloppenburg“, sagt Borussia Leer-Trainer Kai Buttjer. „Die Mehrheit wird auf jeden Fall für einen Reset statt Flickwerk sein. Es ist verwunderlich, dass die Verantwortlichen beim NFV bisher so wenig auf diese Hinweise eingehen.“

 

Den Einwand, dass dann monatelang keine Spiele stattfinden würden, lässt Kai Buttjer nicht gelten: „Man könnte zum Beispiel prüfen, ob die Pokalwettbewerbe noch beendet werden. Die Zahl der Spiele wäre überschaubar und das macht man in Hamburg auch. In den Niederlanden wurde zur Überbrückung ein kleiner Regio-Cup ins Leben gerufen, in dem benachbarte Vereine gegeneinander spielen sollen. Auch so etwas wäre eine Alternative. Letztendlich würde es nach einem Abbruch vermutlich auch ab Juni ohnehin wieder mit Testspielen losgehen. Die Zeit ohne Spiele wäre also so oder so nicht wirklich lang – vor allem nicht in Relation zu den Pausen, die wir schon hatten“, so Buttjer.


Uns interessiert Eure Meinung:

Soll die Amateurfußball-Saison in Niedersachsen bzw. Ostfriesland abgebrochen werden? Welche Gründe sprechen aus Eurer Sicht dafür oder dagegen?

Oder seid Ihr für eine Fortsetzung? Und wie sollte diese dann Eurer Meinung nach organisiert werden?

Diskutiert HIER AUF UNSERER FACEBOOK-SEITE mit über einen möglichen Abbruch

 

Hintergrund-Infos:

Infos zum Abbruch in den Niederlanden (Artikel von NOORD360)

 

So unterschiedlich handhaben die Landesverbände die Situation (Artikel vom 16.03.2021 aus dem Kicker)

 

 

Kontakt

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